Seit 2020 endlich wieder Igersheimer Wein!
Seit jeher war Igersheim ein bedeutender Weinbauort. Urkundlich verbürgt sind 20 Jauchert (altes Flächenmaß) Weinberg in Igersheim, die Wignand von Mainz um 1090 dem Kloster Komburg schenkte (Württembergisches Urkundenbuch S. 390). Im Igersheimer Gewann (Flurform) „Liten“ – dem heutigen Leithen – datiert die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus vom 12. März 1315 in einer Urkunde der „Edlen von Brauneck“ – damals Herren auf dem „Nüwen Huse“, der heutigen Burg Neuhaus und ist zu finden im Hohenloher Urkundenbuch. Auf dieser historischen Fläche in der Leithen findet heute wieder Weinbau statt.
Der Neuanfang nach dem Ende einer Weinbau-Ära
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bewirtschafteten die Igersheimer Häcker (Winzer) noch ca. 121 ha Weinberge. Igersheim zählte 1880 zu den zehn Gemeinden, in denen der bekannte Tauberwein angebaut wurde. Von 1887 bis 1912 dokumentiert die örtliche Reblauskommission den Niedergang des Igersheimer Weinbaus aufgrund von Pilzbefall und Frösten. Wegen der schlechten Erträge in den Jahren von etwa 1895 bis 1912 wurde der Weinbau in Igersheim offiziell aufgegeben und die meisten Weinberge wurden ausgehauen. Es hat jedoch nicht sehr lange gedauert und die Igersheimer Weinbauern und Häcker fingen wieder mit der Neuanlage von Weinbergen an. Wie überall wurden auch hier Hybridreben wie Taylor, Oberlin und Seibel gepflanzt. 1927 wurden die Hybridreben jedoch verboten und durften nicht mehr angepflanzt werden. Alle bepflanzten Weinberge durften bestehen bleiben, sollten aber nach und nach ausgestockt werden. Sämtliche Weinbauern Igersheims haben sich an das Wirtschaftsministerium gewandt mit der Bitte, die Hybridreben weiter nutzen zu dürfen, um ihren Haustrunk sicherzustellen. Das Gesuch wurde abgelehnt.
Zwischen 1936 und 1939 unternahmen 18 Igersheimer Bürger den zaghaften Versuch, den Weinbau erneut zu beleben und pflanzten im Erlenbach, am Altenberg und in den Leithen neue Rebstöcke an. Daraufhin wird zwar 1940 ein guter Stand an Reben gemeldet, aber auf der kleinen Restfläche blieb der Weinbau ohne jede wirtschaftliche Bedeutung, bis er in den 50er Jahren vollständig aufgegeben wurde. Damit endete für Igersheim die jahrhundertelange Tradition des Weinbaus. Als Zeugen dieser Tradition sind nur noch die charakteristischen Steinriegel, wenige Weinbergsmauern und ein paar wenige verwilderte, kaum noch zu erkennende Weingärten geblieben.
Heute: erfolgreicher Weinanbau mit neuem Konzept
Seit 2017 lebt die alte Weinbautradition in Igersheim im Rahmen eines durch LEADER-geförderten bürgerschaftlichen Bürgerweinberg-Projekts wieder neu auf: Auf einer Fläche von 8.456 qm in der Mittleren Leithen hat die Gemeinde einen Bürgerweinberg auf historischer Weinbaufläche neu angepflanzt mit den PiWi-Rebsorten Muscaris und Regent (2017), sowie Cabernet Cantor und Sauvitage (2019). PiWi steht für besonders Pilzwiderstandsfähige Reben. Der Bürgerweinberg wurde 2017 an den neu gegründeten Verein „IgersWein e.V.“ (Betriebs-Nr. Wein 7411) verpachtet, dessen Mitglieder mit viel Liebe und bürgerschaftlichen Engagement den Verein als „Gemeinschaftsprojekt Weinbau“ betreiben. Der Jungfernwein wurde 2019 im Auftrag von IgersWein e.V. von den Weingärtnern Markelsheim abgefüllt.
Ein Stück Identität zurückgewonnen
Igersheim wird wahrscheinlich nie mehr eine bedeutende Weinbaugemeinde im lieblichen Taubertal werden, wie es sie früher war. Der Bürgerweinberg schließt jedoch eine Lücke und schafft Verbindung zu den angrenzenden Weinbaugemeinden. Er gibt den Igersheimern damit ein Stück ihrer historischen Identität zurück – ohne große wirtschaftliche Relevanz, dafür aber mit viel Herzblut und Gemeinsinn.